Armut und Unterstützung (Epple/Schär)
Die traditonellen städtischen Einrichtungen mussten sich anpassen, da die Armenhilfe neue Unterstützungsformen aufbaute. Sie erreichten dies durch eine Eintwicklung einer eigenen Sozialpolitik. Wie sah diese aus?
Aufgrund von sozialen Spannungen mussten die Städte soziale Reformen (bspw. RAV, ALV und Sozialwohnungen) entwickeln, welche bis heute noch anhalten. Die Städte führten dies mit Hilfe von nicht-staatlichen Organisationen durch. Daraus entstand das Elberfelder-System, welches die enge Betreuung und die Unterstützung von Armen durch ehrenamtliche Krankenpfleger beinhaltet. Dies wurde kritisiert und vom Strassburger-System abgelöst. Das Strassburger-System beinhaltet die Zentralisierung der Armenverwaltung und den Einsatz von ausgebildetem Personal = Professionalisierung.
Die soziale Unterstützung wurde von der Heimatgemeinde, wie auch vom Kanton des Wohnortes übernommen. Früher war nur die Heimatgemeinde dafür zuständig. = Heimatsprinzip
Erklären sie das "Konzept der Mütterlichkeit“
Im 19. Jahrhudnert waren die Sozietäten (Gruppe von Personen, deren Zusammengehörigkeit durch gemeinsame soziale Normen, Interessen und Ziele, aber nicht durch ein gemeinsames Wohngebiet bestimmt ist) und Vereine noch weitgehend die Angelegenheit von Männern.
Bei der Wende zum 20. Jahrhundert änderte sich dies und enstand ein breites Netzwerk von Frauenorganisationen. Die freiwillige Mitarbeit von Frauen in karitativen Organisationen entsprach dem Konzept der "Mütterlichkeit", das sich im Laufe des 19. Jahrhunderts aus dem Bürgertum herausgebildet hatte. Aus dieser Sicht repräsentierten Frauen:
Die erste Frauenschule um eine professionelle Ausbildung in der Unterstützungsarbeit zu absolvieren wurde 1918 in Genf und Luzern gegründet. Zürich 1920.
Was entsatnd aus diesem asymmetrischem Machtverhältnis?
Es entstanden Gewerkschaften und Arbeiterparteien und mit ihnen neue politische Kräfte, welche das Problem Armut als gesellschaftliches betrachteten und durch Reformen eine Neugestaltung der Arbeitsbedingungen anstrebten.
Beantwortung der Leitfrage
Wie konstelliert sich das Problem der Armut an der Wende zum 20. Jh.? Beschreiben Sie die gesellschaftlichen Antworten darauf.
Durch die Industrialisierung, dem immer grösser werdenden Fokus auf die Arbeit bzw. die Arbeitsleistung und der grösser werdenden Gruppe von Menschen, die von Lohn abhängig waren, begann eine grosse Zuwanderung in die Städte und Umgebung, da dort die meiste Arbeit zu finden war. Diese grosse Zunahme von Menschen in den Städten führte jedoch zu prekären Situationen. Die Arbeitslosigkeit stieg, es entstanden Hungersnöte und die Menschen mussten teilweise unter schlimmsten Bedingungen hausen, da eine grosse Wohnungsnot herrschte und die Städte hatten grosse Mühe, die angespannte Lage unter Kontrolle zu halten und zu verringern.
begann sich die soziale Frage zu stellen. Es entstanden Selbsthilfeorganisationen, Gewerkschaften, Verbände und Hilfswerke, die sich bald politisch und gewerkschaftlich zusammenschlossen um mehr Einfluss auf wirtschaftlichen und politischen Prozesse nehmen zu können. Die Unterstützungsarbeit wurde professionalisiert und zentralisiert. Es wurden ausgebildete Armenpfleger und Familienfürsorgerinnen eingesetzt. Doch mit der Professionalisierung der Unterstützungsarbeit entstand auch die Verwissenschaftlichung. Fachleute sprachen von der „rationellen Armenfürsorge“. Damit meinte man, dass die Armenpflege auf wissenschaftlich begründeten Methoden aufbaue und der einzelne Fall umfassend erforscht, dokumentiert und behandelt wurde.
Armut war nicht mehr nur gottgegeben, sondern wurde als gesellschaftliches Problem wahrgenommen und zum Objekt der Wissenschaft. Die Schweiz unternahm erste Schritte zum modernen Sozialstaat, in dem Unterstützungssysteme zentralisiert, organisiert und professionalisiert wurden. Das Armutsrisiko wurde durch das Versicherungsprinzip vermindert.
Aufgrund des Pauperismus enstand die soziale Frage. Wie lautete diese?
Was verstehen sie unter dem Begriff Pauperismus?
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand aufgrund der Industrialisierung eine Massenarmut, welche zur Verelendung und sozialen Unruhen führte.
Was bedeutet das asymmetrische Machtverhältnis zwischen Unternehmer und Arbeiterschaft?
Die Arbeitskräfte waren existentiell auf Arbeit angewiesen. Die Unternehmer hingegen konnten aus einem grossen Arbeitslosenheer rekrutieren.
Neben Gewerkschaften und Arbeiterparteien entsanden weitere Organisationen. Welche?
In der Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhundert entsand ein vielfältiges Netzwerk. Sie zeichneten sich durch freiwilliges Engagement aus und bildeten neben der Selbstorganisation, den staatlichen Unterstützungseinrichtungen sowie den Sozialversicherungen einen weitere Pfeiler des schweizerischen Systems der sozialen Sicherheit.