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W4 Physio - An- und Abtestat Vormagenmotorik



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Welche Rolle spielt das autonome Nervensystem für die Regulation der Vormagenmotorik? Wie wird die Ingestapassage aus dem Pansen geregelt? Welche Überträgerstoffe sind vorhanden? Wirkungsweise?

  • Vago-vagale Reflexe steuern Vormagenmotorik
    • Spannungs-Rezeptoren in Wand der Haube und des Pansens à reagieren auf passive Dehnung der glatten Muskulatur (untergeordnete Rolle: ENS)
    • Epitheliale-Rezeptoren à polymodal, mechano- und chemosensitiv
    • Serosale Rezeptoren à aktiviert durch Dehnung der Vormagenwand à Ansatz Mesenterium (v.a. N. splanchnicus)
    • Buccale Mechanosensoren à beteiligt an der Entstehung einer höheren Frequenz von A-Zyklen während der Futteraufnahme
  • Reflexzentrum im Stammhirn
  • Afferente und efferente Fasern

 

  • Ingestapassage:
    • Passage von Ingesta durch die Hauben-Psalter-Öffnung in den Psalter erfolgt past ausschließlich auf Höhepunkt der 2. Haubenkontraktion
    • Haubenmotorik à Entmischung von Ingesta
    • Weitgehend verdaute, kleine Partikel mit hoher Dichte können Reticulorumen verlassen
    • Wenig abgebaute, große Partikel werden aufgrund niedriger Dichte zurückgehalten

 

 

  • Vago-vagaler Reflexbogen zur Regulation der Hauben-Pansen-Motorik (rot: Zonen mit höchster Rezeptordichte)

In welchen Phasen erfolgen der Ruktus und die Rejektion?

  • Ructus: B-Zyklus
  • Rejektion: A-Zyklus

Anteile der Vormägen der Wiederkäuer mit Fassungsvermögen bei a) Rindern, b) Schafen und Ziegen?

  1. b) Schafen und Ziegen?

 

 

Fassungsvermögen Rind

Fassungsvermögen Schaf, Ziege

Haube

3-6 L

0,6-1,7L

Pansen

55-100 L

5-18L

Blättermagen

4-8 L

0,2-0,4L

Aufbau Vormagensystem Wiederkäuer: Welche anatomischen Strukturen lassen sich unterscheiden?

  • Haube (Retikulum, Netzmagen)
    • Kardia
  • Pansenvorhof
  • Pansen (Rumen)
    • Dorsaler / Ventraler Pansensack
    • Dorsaler / Ventraler Blindsack
    • Cranialer / caudaler  Pansenpfeiler
  • Blättermagen (Omasum, Psalter)
    • Hauben-Psalter-Öffnung
    • Haubenrinne
    • 2 muskulöse Lippen, Kardia-Psalteröffnung
  • Labmagen, Abomasum (= Magen der Monogastrier)

Woraus bestehen A- und B-Zyklus? Frequenz?

  • Motorik von Haube und Pansen in A- und B-Zyklus eingeteilt --> regelmäßige stereotype Kontraktionssequenzen
    • A-Zyklus (Primärer Zyklus): cranial nach caudal
      • Doppelte Haubenkontraktion (2. Kontraktion stärker): Haubenboden vor Haubenpsalteröffnung
      • Kontraktion Pansenvorhof: Haube erschlafft (Rückfluss von Ingesta in Haube)
      • Kontraktion dorsaler Pansensack
      • Kontraktion ventraler Pansensack

 

  • B-Zyklus caudal nach cranial, ohne Haube und Pansen
    • Kontraktion dorsaler Pansensack
    • Kontraktion ventraler Pansensack

 

  • Frequenz: 1,5/min (Ruhe), bis 3/min (Futteraufnahme) --> A- und B-Zyklus können nicht differenziert werden
  • Verhältnis A:B-Zyklus: Ruhe 3:1 / Futteraufnahme: 1:1

In welchen Phasen des Bewegungsablaufes erfolgen Ruktus, Ingestaabfluss durch die Hauben-Psalter-Öffnung und Rejektion?

  • Ruktus:
    • Erfolgt in B-Phase, wenn Gas durch diese vor die Cardia geschoben wurde, selten im A-Zyklus
    • 1-2 mal pro Minute --> reflektorische Öffnung der Cardia durch Druck
    • Gas mittels antiperistaltischer Welle nach oben transportiert --> zur Lunge, da geschlossenes Gaumensegel verhindert, dass das Gas direkt in die Mundhöhle oder nach außen gelangt
  • Ingestaabfluss durch Hauben-Psaler-Öffnung
    • Auf Höhepunkt der 2. Haubenkontraktion
  • Rejektion
    • Unmittelbar vor der biphasischen Haubenkontraktion durch zusätzliche Haubenkontraktion --> Ingesta wird vor Cardia gedrückt
    • Durch Inspiration bei angehobenem Gaumensegel entsteht Unterdruck im Oesophagus --> befördert Bolus mithilfe antiperistaltischer Welle in die Maulhöhle
    • In Maulhöhle: Flüssigkeit wird mit der Zunge ausgedrückt, 1 min kauen, abschlucken

Wie ist die Vormagenmotrik gesteuert? Worin besteht der wesentliche Unterschied zur Motoriksteuerung der glatten Muskulatur?

  • N. vagus, KEIN ENS
  • Reizaufnahme über verschiedene Rezeptoren --> vagovagaler Reflexbogen --> Einfluss auf Motorik
  • Glatte Muskulatur des Darms wird v.a. über das ENS gesteuert --> Sympathikus und parasympathikus können die glatten Muskelzellen nur im gewissen Rahmen beeinflussen

Wozu haben Wdk. Im Laufe der Evolution Vormägen entwickelt?

  • Entwicklung beginnt mit der Aufnahme strukturiertem Futter (Heu)
  • Etablierung mikrobieller Gemeinschaften -->  Bakterien, Protozoen, Pilze
  • Damit einsetzend: Fermentation des Futters im Reticulorumen

Warum kommt es bei der Fremdkörpererkrankung der Rinder (immer) zu einer Retikuloperitonitis (Entzündung Haube und Bauchfell) und nicht zu einer Verletzung des Pansens?

  • Lage der Wdk.-Mägen zueinander
    • Fremdkörper sind idR schwer und gelangen über die Kardia in die Haube
    • Fallen aufgrund ihres Gewichts direkt auf den Grund der Haube und können nicht in den Pansen geschwemmt werden --> Pansen wird nicht verletzt
    • Sind die FK spitz, können sie bei der Haubenkontraktion in die Wand der Haube stechen und sie ggf perforieren --> Entzündung mit Verklebung von Haube und Bauchfell; ggf sogar Verletzung des Herbeutels

Zusammenhang zwischen Psaltermotorik und Hauben-Pansen-Motorik

  • Psalterkanal öffnet sich auf Höhepunkt der 2. Haubenkontraktion, die Ingesta wird aus der Haube angesaugt (Saugphase)
  • Bei Schluss der Hauben-Psalter-Öffnung kontrahiert sich der Psalterkanal, presst Ingesta zwischen die Blätter (Druckphase)
  • Vor der nächsten Haubenkontraktion relaxiert sich der Psalter wieder
  • Kontrahiert sich nicht mit jedem Zyklus
  1. Beschreiben Sie den Ablauf der zwei unterschiedlichen Kontraktionssequenzen des Vormagens.
  • A-Zyklus
    • Cranial nach caudal
    • Beginnt mit biphasischer Haubenkontraktion
      • 1. Haubenkontraktion verkleinert Haube
      • Teilweise Relaxation
      • 2. Haubenkontraktion lässt Lumen der Haube nahezu verschwinden (kräftiger als 1.)
        • Haubenboden liegt vor Hauben-Psalter-Öffnung
        • Kontraktion Atrium ruminis --> tlw. Rückfluss Ingesta in Haube
        • Kontraktion dorsaler Pansensack von cran. Nach caud (Pansenpfeiler ziehen sich ringförmig nach dorsal zusammen
        • Konraktion ventaler Pansensack (Pansenpfeiler bewegen sich wieder nach ventral) --> Flüssigkeit über cran Pansenpfeiler ins Atrium

 

  • B-Zyklus
    • Von caudal nach cranial
    • Haube und Pansenvorhof nicht beteiligt
    • Beginn Kontraktion ventraler Blindsack
    • Kontraktion dorsaler Pansensack
    • Kontraktion ventraler Pansensack
    • Gas wird für Ruktus vor die Kardia geleitet
  • Verhältnis A:B --> 3-6:1 in Ruhe, 1:1 bei Futterausnahme
  • Pansenkontraktion in linker Hungergrube (Fossa paralumbalis) erkennbar
  • Durch Auskultation kann die Frequenz bestimmt werden --> bei normaler Verdauung sind von außen ca. 3 Kontraktionen in 2 min auskultierbar

Warum ist die Schlundverstopfung ein akuter, lebensbedrohlicher Notfall?

  • Es kann kein Ruktus mehr stattfinden --> Gas sammelt sich im Pansen und kann nicht abgegeben werden --> Aufgasung des Pansens --> Druck auf Brusthöhle -->
    Atmungs-/Kreislaufprobleme

Warum tritt die Fremdkörpererkrankung fast ausschließlich bei Rindern und nicht bei kleinen Wiederkäuern auf?

  • Kleine Wdk. Fressen selektiver à nehmen seltener Fremdkörper auf

Ändert sich die Vormagenmotorik bei einer eitrigen Entzündung der Klauenlederhaut (schmerzhaft)?

  • Schmerzhafte Erkrankung hat negativen Einfluss auf Vormagenmotorik
  • Schmerzhafte Stimuli können
    • Motorik direkt am Magenzentrum hemmen
    • Vormagenmotorik sympathoadrenerg über N. splanchnicus hemmen
    • Über verminderte Futteraufnahme hemmend wirken

 

Wie ist der Panseninhalt beschaffen? Breiig, flüssig, fest? Mischung?

  • Ausgeprägte Schichtung
    • Unterschiedliche physikalische Eigenschaften der Futterpartikel (Größe, Dichte, Form)
    • Infolge Vormagenotorik
  • Schichtung:
    • Dorsaler Pansensack
      • Dorsale Gasblase
      • Grobe, wenig zerkleinerte Ingesta („Pansenmatte“) --> kleine Dichte
      • Kleine Zotten --> Gasblase oberhalb, starke Resorption nicht möglich
    • Ventraler Pansensack und Haube:
      • Flüssiger Inhalt („Pansensee“) --> kleine Partikel, hohe Dichte
      • Vergrößerte Zotten --> erhöhte Resorption

 

Wozu dienen Ruktus und Rejektion?

  • Ruktus:
    • Pansengas: viel Methan (CH4) und CO2
      • Schlecht für Umwelt
      • Teils schlecht für Rinder, verlieren CH4 und CO2 --> Verlust von Energie
      • Bei Störung des Ruktus --> Tympanie -->  Gas oder schaumig --> schaumig durch leicht verdauliche Proteine (z.B. Rübenschnitzel)
    • Regelmäßige Abgabe des Pansengases --> während mikrobieller Fermentation entstehen in den Ingesta Gasbläschen, die sich als Gasblase im dorsalen Pansensack sammeln (500-1500 l Gase / d beim Rind)
    • Erfolgt als vago-vagaler Reflex 1-2 x pro Minute
    • Dorsale Gasblase durch Kontraktiondes dorsalen Pansensackes während B-Zyklus nach cranial vor die Kardia geschoben
    • Rezeptoren nahe der Kardia aktiviert --> Kardia öffnet sich reflektorisch --> Gas gelangt in den Oesophagus
    • Antiperistaltische Kontraktio befördert das Gas nach oral
    • Gas in Lunge, da Gaumensegel verschlossen und Maul geschlossen
      --> tlw. CO2-Resorption; vorübergehende Hyperventilation
  • Rejektion:
    • Ablauf Wiederkauzyklus (ca. 50 Kieferschläge)
      • Beginn des Wiederkauzyklusses: Rejektion eines Bolus in die Maulhöhle
      • Kurz vorher: Rejektionskontraktion der Haube, unmittelbar vor biphasischer Haubenkontraktion des A-Zyklus --> während geöffneteer Kardia --> Rezeptoren vor der Krdia bewirken Ansaugen des Bolus
      • Ingesta aus Haube und Pansenvorhof werden vor Kardia gehoben; gleichzeitig öffnet sich der untere Sphincter der Kardia
      • Kurz vor Rejektionskontraktion: Inspiration bei angehobenem weichem Gaumen --> Unterdruck --> Bolus wird in Oesophagus angesaugt
      • Schnelle, antiperistaltische Kontraktion d. Oesophagus befördert Bolus in Maulhöhle
      • Keine Kontraktion von Magen und Bauchmuskeln (vgl. Erbrechen)
      • In Mundhöhle wird Bolus ausgedrückt --> Flüssigkeit wird sofort abgeschluckt
      • Ende eines Zyklus: Abschlucken des Bolus
      • Ruhepause von 5-10sek
      • Dauer eines Zyklus: ca. 1min
      • Bolus wird kräftig gekaut, um Futterpartikel weiter zu zerkleinern
        --> Speichelsekretion mehr als verdoppelt im Bereich zur Ruheperiode
      • Hauben-Pansen-Motorik (Rejektionskontraktion), Atmung (Inspiration mit Verschluss der Luftwege), Aktivität des Oesophagus müssen für jede Rejektion synchronisiert werden --> Koordination vermutlich im Hypothalamus
        --> Aufregung und Stress wirken hemmend; Wiederkauen in Ruhe, Wohlbefinden
        --> Pseudowiederkauen

Was versteht man unter der selektiven Retention von Futterpartikeln im Vormagen?

  • Verweilzeit ist abhängig von Dichte und Größe der Partikel à je größer desto länger
    • Haubenmotorik: entschiedende Rolle für Selektive Retention („Sortierfunktion“)

Wie heißt der Eingang in und Ausgang aus dem Vormagen? Anatomische Lage? Magenrinne?

  • Eingang: Ostium cardiacum --> Mündung Oesophagus (im Grenzgebiet zum Pansenvorhof ins Retikulum
  • Ausgang: Ostium omaso-abomasicum
  • Magenrinne: Sulcus ventriculi --> verbindet Mündung der Speiseröhre mit dem Labmagen
    --> Sulcus reticuli, omasi, abomasi
  • flüssige Nahrung, v.a. Milch bei Jungtieren, wird vom zum Rohr geschlossenen Sulcus reticuli aufgenommen und über Sulcus omasi in den Labmagen transportiert --> Schlundrinnenreflex schließt Haubenabschnitt der Magenrinne zum Rohr

 

Welche Bauchorgane lassen sich vom Vormagen aus palpieren und wie fühlt sich deren Oberfläche an?

  • Pansen
    • Pansenzotten, gut zu fühlen, im ventralen Pansensack stärker ausgebildet als  im dorsalen
  • Netzmagen (Haube)
    • Cranial über Hauben-Psalter-Falte zu erreichen
    • An cran. Seite kann der Herzschlag gefühlt werden
    • Cardia --> rechts cranial in der Haube, erkennbar an ankommenden Futterpartikeln bei Rejektion oder Fütterung
    • Magenrinne (Sulcus ventriculi) und Ostium reticuloomasicum befinden sich caudal davon
  • Blättermagen (Psalter, Omasum)
    • Hart, Fussballgroß
  • Milz
    • An linker bauchwand, liegt Pansen auf
    • Glatte Oberfläche
  • Aorta
    • An dorsaler Bauchwand zu fühlen

Welche Motilitätszyklen lassen sich im Vormagensystem ableiten?

  • Hauben-Pansen-Motorik -->  A- & B-Zyklus
  • Psalter-Motorik (Psalterkanal und Psalterkörper)
    • Motorik im Psalterkanal:
      • In Beziehung zu Hauben-Pansen-Motorik
      • Die Hauben-Psalter-Öffnung erweitert sich auf Höhepunkt der 2. Haubenkontraktion
        --> „Saugphase“: Unterdruck à Ingesta aus Haube in den Psalter
      • Schließen der Hauben-Psalter-Öffnung
        --> dadurch entsteht die „Druckphase“: Kontraktion des Psalterkanals --> Ingesta wird zwischen Psalterblätter gepresst
    • Motorik Psalterkörper
      • Kontrahiert im Anschluss an Druckphase von oral nach aboral
      • Ingesta aus Psalterkörper in Richtung Psalter-Labmagen-Öffnung gepresst
      • Relaxiert vor folgender biphasischer Haubenkontraktion
      • Nicht mit Hauben-Pansen-Motorik koordiniert; unabhängig vom N. Vagus
      • Primär lokal reguliert (intrinsisch, ENS) à Beeinflussung durch die Menge des Zuflusses der Ingesta

 

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