Genitischer Versuch und Sytematischer Untericht
🧠 Wer war Hans Aebli?
Schweizer Psychologe und Pädagoge (1923–1990)
Schüler von Jean Piaget in Genf
Entwickelte eine Didaktik auf kognitiver Grundlage
Wichtiges Werk: „Denken – Können – Verstehen: Studien zur Psychologie des produktiven Denkens“
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📚 Genetischer und systematischer Versuch – was bedeutet das?
Aebli beschreibt in Anlehnung an Piaget zwei komplementäre methodische Vorgehensweisen in der Entwicklungs- und Lernforschung:
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1. 🧪 Genetischer Versuch
> Ziel: Herausfinden, wie ein Kind zu bestimmten Erkenntnissen gelangt
– also Entwicklungsprozesse sichtbar machen
Erfasst das Denken in Entstehung („genetisch“ = im Sinne von Entstehung, nicht Genetik)
Methode: dem Kind eine Aufgabe geben, ohne es zu beeinflussen
Forscher beobachtet, wie das Kind die Aufgabe löst – nicht nur ob
Typisch: offene Fragen, keine „richtigen“ Antworten vorgegeben
Beispiel:
Ein Kind soll herausfinden, ob Wasser in einem dünnen Glas mehr ist als im dicken (Konservierungsaufgabe). Der Forscher beobachtet, welche Denkstrategien das Kind anwendet.
➡ Der genetische Versuch ist prozessbezogen, kindzentriert, und deckt Stufen des Denkens auf.
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2. 📐 Systematischer Versuch
> Ziel: Prüfen, ob ein Kind bestimmte Denkformen beherrscht
– also strukturelle Fähigkeiten messen oder testen
Methodisch enger: gezielte Fragestellungen und Aufgaben
Klare Kriterien, ob und wann ein Kind eine bestimmte Fähigkeit zeigt
Oft standardisierte Aufgaben
Beispiel: Prüfung, ob ein Kind Reversibilität (Umkehrbarkeit von Denkoperationen) verstanden hat
➡ Der systematische Versuch ist strukturorientiert, vergleichend und dient oft der Diagnose oder Einordnung in Entwicklungsstufen.
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🔄 Unterschied auf einen Blick
Aspekt Genetischer Versuch Systematischer Versuch
Fokus Entstehung des Denkens Struktur des Denkens
Methode Beobachten, wie das Kind denkt Prüfen, ob das Kind etwas kann
Art der Aufgabe Offen, explorativ Gezielt, überprüfend
Ziel Denkwege verstehen Denkfähigkeiten klassifizieren
Beispiel Kind erkundet Volumenveränderung selbst Test zur Invarianz des Volumens
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🧩 Bedeutung für die Pädagogik:
Hans Aebli betonte, dass beide Versuchsarten notwendig sind, um Unterricht wirksam zu gestalten:
Genetische Perspektive hilft, Lernprozesse zu verstehen und Lernangebote zu entwickeln
Systematische Perspektive hilft, Lernziele zu überprüfen und Lernstände zu diagnostizieren
➡ Guter Unterricht basiert laut Aebli auf einer Kombination aus Entwicklungsverständnis und kognitiver Förderung.
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📌 Fazit:
Der Unterschied zwischen genetischem und systematischem Versuch bei Hans Aebli liegt nicht im Inhalt, sondern in der Zugangsweise zum Denken des Kindes. Der genetische Versuch fragt: Wie entsteht Denken? Der systematische Versuch fragt: Welche Denkstruktur liegt vor?