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BA101 SA als Wissenschaft und Profession - Theorie - Der prozessual-systemische Ansatz


Staub-Bernasconi positioniert die Soziale Arbeit als systemtheoretisch begründete Handlungswissenschaft. Was ist darunter zu verstehen?


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Welches sind die drei Paradigmen von Staub-Bernasconi?

 

„Paradigmen bestimmen Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft.“

Soziozentrisch-holistisches Paradigma:

  • Alles Existierende steht im Zusammenhang und ist nicht in Einheiten zerlegbar. 
  • Jegliche Teile bestehen ausschliesslich zu Diensten der Ganzheit und sind nicht davon differenzierbar.
  • Mensch als Funktionsträger der Gesellschaft.

Individualistisch-subjektzentriertes Paradigma:

  • Gibt dem Individuum und seinen Bedürfnissen den Vorrang vor der Gesellschaft.
  • Mensch im Zentrum
  • Alles Existierende besteht aus isolierten Einheiten, welche durch ihre Umwelt nicht beeinflussbar sind und ausschliesslich aus sich selbt heraus agieren.

Systemisches Paradigma:

  • Individuum und Gesellschaft im Gleichgewicht.
  • Interdisziplinäre Betrachtungsweise, in der grundlegende Aspekte und Prinzipien von Systemen zur Beschreibung und Erklärung unterschiedlich komplexer Phänomene herangezogen werden.
  • Besteht aus dem Holismus (Ganzheitsphilosophie) und dem Atoismus bzw. Individualismus. 
  • Alles Existierende ist ein System, Teil eines Systems oder ein Interaktionsfeld. 
  • Systeme bestehen aus unterschiedlichen Komponenten, welche untereinander eine Menge an Beziehungen führen. 
  • Von der Umwelt grenzt sich das Sytem durch die stärkeren internen Beziehungen ab. 

Damit eine Annäherung an die Wahrheit praktischer Probleme und ein auf Wirksamkeit beruhender Lösungsansatz erarbeitet werden kann steht was im Zentrum?

Das Fallverstehen (KPG).

(Dies ist auch gleichzeitig der Gegenstand womit sich der Ansatz beschäftigt)

Beantwortung der Leitfrage.

Staub-Bernasconi positioniert die Soziale Arbeit als systemtheoretisches begründete Handlungswissenschaft. Was ist darunter zu verstehen?

Die Spannung, die sich zwischen Individuen und Gesellschaft ergeben, lassen sich im Prinzip nur auf systemtheoretischer Perspektive konzipieren. Die Systemtheorie geht vom Menschen in der Gesellschaft aus und davon, dass individuelle und soziale Werte einander bedingen.

Staub- Bernasconi sieht Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession.
Die Bedürfnisse und legitime Wünsche der Individuen sind der Zielhorizont der sozialen Arbeit.

Soziale Arbeit als Handlungswissenschaft befasst sich auf der Grundlage systemischer Theorie mit sozialen Problemen (Entstehung, Erhaltung, Veränderung) die sich aufgrund der Abhängigkeit der Menschen von sozialen Systemen ergeben. Daher hat sie im systemischen Paradigma sowohl eine Individuums- als auch eine gesellschaftsbezogene Funktion. Sie bearbeitet praktische Probleme unter Bezug von theoretischen Aussagen und Forschungsergebnissen der Basis- und angewandten Wissenschaften. Folglich teilt die Soziale Arbeit ihren Gegenstand sowohl mit andern Basisdisziplinen als auch mit anderen Handlungswissenschaften.

Die Handlungswissenschaft zeigt Wege auf, die Welt nicht nur zu interpretieren, sondern auch zu verändern. Sie ermöglicht den Sprung vom Ist-Zustand zum Soll-Zustand in Kooperation mit den Adressaten/Adressatinnen und unter kritischer Berücksichtigung gesellschaftlicher Vorgaben.

Beschreiben sie das Menschenbild des systemischen Ansatzes:

Individuen gelten in diesem Ansatz als pschobiologische Systeme, welche zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse in einer Austauschbeziehung mit ihrer Umwelt stehen. Sie sind mit der Fähigkeit ausgestattet, zu wissen was sie wissen, denken fühlen und handeln, daraus ergeben sich drei Bereiche von Bedürfnissen (elastisch/unelastisch), welche nicht zu verwechseln sind mit Wünschen (Idealvorstellungen;kulturabhängig)

  • Biologische Bedürfnisse: 
    Physische Integrität, Vermeidung von Verschmutzung, Verletzungen, Beeinträchtigungen sowie Gewalt.
     
  • Psychische Bedürfnisse:
    Das Verstehen was in einem und um einen herum vorgeht. Das Bedürfnis nach subjektiven Sinn und Kompetenz- sowie Kontrollbedürfnis über eigene Lebenszustände.
     
  • Soziale Bedürfnisse:
    Emotionale Zuwendung, Zugehörigkeit, Identität, Autonomie, Anerkennung und Gerechtigkeit.

 

Welche wichtigen (Wissens-)Punkte gehören neben den Prozessschritten ebenfalls zum Fallverstehen?

Berufliches Doppelmandat:

  • Hilfe für Adressaten und Auftrag gesellschaftlicher Instanzen.
    Ein allgemein geteiltes Verständnis zwischen den Professionellen und dem Klientel sowie der gesellschaftlichen Instanz.

Professionelles Tripelmadat:

  • Hilfe für Adressaten, gesellschaftlicher Auftrag und wissenschaftsbegründete Arbeitweisen

Die Soziale Arbeit erhebt den Anspruch eine Profession zu sein. Dabei muss sich das Doppelmandat zum Trippelmandat erweitern. Das dritte Mandat (Tripelmandat) beinhaltet zwei Komponenten. Die wissenschaftliche Erklärungsbasis und Beschreibungsbasis, als auch der Ethikkodex in welchem die Menschenrechte als Ethische Leitlinien der Profession festgehalten sind.

Das erweiterte Mandat legitimiert eine wissenschaftliche sowie ethisch fundierte Kritik der Trägerorganisationen und der Gesellschaft und die Einmischung in Sozialpolitische Diskussionen. Politikfähigkeit wird damit zu einem zentralen Merkmal von Professionalität.

Die konkreten Systeme werden in fünf Arten unterteilt. Welche sind dies?

  1. Physikalisch – chemische Wirklichkeitsebene mit physikalisch chemischen Systemen
  2. Eine Biologische Wirklichkeitsebene mit biologischen Systemen
  3. Eine psychische Wirklichkeitsebene (bio-) psychischen Sytemen
  4. Eine soziale Wirklichkeitsebene mit sozialen Systemen
  5. Eine kulturelle Wirklichkeitsebene mit kulturellen Systemen

Wie beschreibt Staub-Bernasconi "Soziale Probleme"?

  • Sie haben ihren Ursprung in individuellen Problematiken, in Sozialstrukturen und Kulturen auch innerhabl der Beziehung zueinander.
  • Sie sind gebündelte, praktische Probleme bezüglich der Bedürfnisbefriedigung eines Individuums und dessen zufriedenstellende Einbindung in die sozialen Systeme seiner Umwelt. 

Die ungenügende oder fehlende Möglichkeit zur Befriedigung der individuellen Bedürfnisse kann mehrere Gründe haben:

  • Mangelnde eigene Kompetenz/individuelles Ausstattungsproblem:
    Beeinträchtigungen, prekäre Lebenslagen
     
  • Problematische Austauschbeziehungen:
    Macht, Willkür, Diskriminierung, unerfüllte Bedürfnisse
     
  • soziale Machtproblematiken:
    Allmacht, Rassismus, organisierte Gewaltausübung

Soziale Probleme entstehen folglich, wenn Bedürfnisse nicht gestillt und befriedigt werden.

Ergänzung:

Beschreibungen von sozialen Problemen sind

  • einerseits Aussagen über Fakten, die sich auf von aussen, bei Mitmenschen feststellbare menschliches Leiden und Nöte, Unrechtserfahrungen und bestimmte Merkmale bedürfnisversagender sozialer Systeme beziehen.
  • andererseits über das, was Menschen als Leiden und Nöte, Unrechtserfahrungen oder soziale Probleme bezeichnen.

 

 

 

 

Handlungswissenschaft nach Definition von Staub-Bernasconi:

"Die Handlungswissenschaften bearbeiten praktische Probleme unter Beizug von theoretischen Aussagen und Forschungsergebnissen aus den Basis- und angewandten Wissenschaften."

Die Handlungswissenschaft zeigt nicht nur Wege auf wie man die Probleme der Welt intepretieren kann, sondern auch wie man sie verändert. Da die SA sich mit den praktischen sozialen Problemen befasst und bemüht ist, Handlungen auf wissenschaftlicher Basis verschiedenere Felder zu begründen, kann sie in diesem Sinne als Handlungswissenschaft verstanden werden.

Forschungsgestütztes Verfahren, um Unzulänglichkeiten von analytischen, ressourcenbezogenen und verfahrensmässigen Fehleinschätzungen, von interessengesteuertem Handeln zu erkennen und zu korrigieren, um eine bessere Übereinstimmung zwischen Wert- und Zielsetzungen und bestehender oder sozial gestalteter (konstruierter) Realität zu erreichen. Kriterien für die Beurteilung einer Handlungswissenschaft sind Wahrheit und Wirksamkeit.

Was wäre eine mögliche Herangehensweise/Handlungstheorie des Systemismus an die Bearbeitung von sozialen Problemen?

Die Anwendung von W-Fragen.

  • Was?
  • Warum?
  • Weshalb?
  • Wohin?

Die Fachkräfte müssen dazu in der Lage sein zu beschreiben, erklären, prognostizieren, bewerten, Ziele zu setzen, zu planen und zu handeln. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit den Kleinten und zugleich unter kritischen Berücksichtigungen gesellschaftlicher Vorgaben. Dies, so Bernasconi, ist der Beste Weg um den Sprung vom Ist- zum Sollzustand zu schaffen.

Beschreiben sie den prozessual-systemischen Ansatz.

Alle sozialen Phänomene können unter dem Aspekt ihrer Verbundenheit und Zugehörigkeit zu einem übergeordneten Kontext (Systeme) gebracht werden --> der prozessual - systemischer Ansatz.

Die metaphysische Grundanahme ist, das jedes Ding ein System ist oder eine Kompontente eines System. Dadurch findet eine übergreifende Vernetzung statt.

Ein System ist ein komplexes Objekt, das aus einer Anzahl von Komponenten besteht, die untereinander eine Menge von Beziehungen unterhalten. Sie entstehen auf der Basis von Interaktionsprozessen (z.B. Komponenten von sozialen Systemen sind Individuen)

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