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Lernkartei zur utilitaristischen Ethik


Zentrale Begrifflichkeiten, Vorteile und Einwände für die Ethik des Utilitarismus. (R. Marschall)


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Einwand 4 – Leitkriterium moralisch nicht begründbar
Die Kriterien der Leidvermeidung und Lustmaximierung haben in sich keinen höheren moralischen Wert und müssen ethisch begründet werden. Die Begründer des Utilitarismus leisten diese Begründung jedoch nicht. Weil wir uns im Alltag derart orientieren, lässt sich keine Norm ableiten, dass wir dies auch tun sollen. (Naturalistischer Fehlschluss)
Egalitätsprinzip
Freude und Leid aller Betroffenen sind gleich zu gewichten. Jede Freude und jedes Leid zählen gleich viel. Vorteil: Sachfremde Erwägungen, Bevorzugungen oder Benachteiligungen dürfen keine Rolle spielen.
Akt-/Handlungsutilitarismus
Klassische Grundform des Utilitarismus, der den ethischen Wert einer konkreten Handlung in den nützlichen Folgen für die größte Zahl der Betroffenen dieser sieht, Er prüft immer nur bezogen auf konkrete Situationen.
Präferenzutilitarismus
Moderne Grundform des Utilitarismus, der den ethischen Wert einer Handlungsweise dann als gegeben ansieht, wenn die größte Zahl an Wünschen und Interessen (Präferenzen) durch die Handlungsweise berücksichtigt wird. Neben dem Nützlichkeitsprinzip als primäres Prinzip, sollen in moralischen Konfliktfällen sekundä-re Prinzipien (Verallgemeine-rungsfähigkeit, Gleichheitsgebot, Prüfung der Wechselseitigkeit von Ansprüchen) berücksichtigt werden.
Einwand 1 – Unkalkulierbarkeit der Folgen
Die Folgen einer Handlung sind letztlich nicht genau bestimmbar, weswegen sich die Moralität der Handlung immer erst im Nachhinein erweist. Entgegnungsmöglichkeit: Im Alltag gelingt es sehr häufig die Handlungsfolgen angemessen vorauszusehen.
Einwand 6 – Subjektivität der Skala
Nützlichkeitsabwägungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich und daher hoch subjektiv. Der Objektivitätsanspruch des hedonistischen Kalküls wird daher nicht erfüllt. Einwand: Erwartet man eher Wahrscheinlichkeiten als eindeutige Prognosen zeigt die Erfahrung das subjektive Skalen mit der Anzahl der befragten Personen und der ausdifferenzierten Skala an Objektivität gewinnen.
Einwand 3 –moralische Überforderung
Die Ausweitung der Kosten-Nutzen-Kalkulation verlangt ein hohes Maß an Altruismus, was eine Überforderung des einzelnen Menschen darstellt. Entgegnungsmöglichkeit: Auch Tugendethik und Deontologie verlangen vom moralischen Menschen viel ab. Aufgabe der Ethik ist ferner die Formulierung eines Ideals, welches angestrebt nicht notwendig immer erfüllt werden muss.
Vorteil 2 - Betonung des Gemeinwohls
Der Utilitarismus betont das Wohl der Gesellschaft und legt den Schwerpunkt auf das größtmögliche Glück für die größtmögliche Zahl von Menschen. Dies kann dazu beitragen, dass die Entscheidungen im Interesse des Gemeinwohls getroffen werden.
John Stuart Mill - Qualität des Nutzens
„Es ist besser ein unzufriedener Mensch zu sein, als ein zufrieden gestelltes Schwein.“ Um der Problematik der Anpassung nach unten durch die rein quantitative Erfassung von Glücksvorstellungen zu entgehen, verweist J. S. Mill auf die unterschiedliche Qualität von Freuden. Für die Erzielung höherwertige Freuden wäre es für Menschen auch akzeptabel ein höheres Maß an Leiden in Kauf neh-men (Toleranz). Problematik: Exklusivität der Erfahrenden in Urteilsfindung sowie Ausweitung des Begriffs der Freude über den bloßen analytischen Sinn hinaus.
hedonistisches Prinzip
(Happiness-Principle, Bedürfnis-befriedigung) Das höchste Gut ist die Bedürf-nisbefriedigung. Kriterium ist das Maß an Freude, das aus einer Handlung folgt, vermindert um ihr Maß an Leid. Vorteil: Leidfähigkeit macht auch höher entwickelte Säuge-tiere zum Teil der ethischen Gemeinschaft.
Konsequenzprinzip
(Der Zweck heiligt jedes Mittel.) Ethische Grundsatz: Handlungen können nur von ihren Folgen her beurteilt werden. Sie sind nie an sich gut oder schlecht. Vorteil: Auch als schlecht emp-fundene Handlungen können ange-sichts der positiven Konsequen-zen für gut befunden werden. (z. B. Beinamputation eines Throm-bose-Patienten)
Vorteil 1 - Intuitivität
Hohe Intuitivität der Prämisse: Menschliches Streben nach Freude und Leidvermeidung ist hochplausibel und im Alltag vielseitig beobachtbar. (philosophisches Begründungsproblem des Sein-Sollen-Fehlschlusses)
Einwand 5 – Anpassung nach Unten
(Konformitätsdruck des Mittelmaßes) Aus Orientierung an Mehrheitsvorstellungen von Freude und Leid resultiert, dass man beispielsweise in Fragen der Zumessung von Möglichkeiten nicht nach der für jeden optimalen Zuteilung sucht, sondern das Mittelmaß vorherrscht. Individuelle Möglichkeiten bleiben so ungefördert und ungenutzt.
Utilitarismus
Konsequenzialistische Ethik, die geistesgeschichtlich zwischen Aufklärung und Blüte des Frühkapitalismus entstanden ist. Von der Aufklärung werden Forderungen nach Gleichheit und Freiheit, aus dem kapitalistischen Denken die Kosten-Nutzen-Kalkulation orientiert an den Bedürfnissen übernommen. Im Kern wird eine Nützlichkeitsabwägung vertreten. Im Utilitarismus unterscheidet man grundsätzlich 3 verschiedene Formen: 1. Akt- / Handlungsutilitarismus (Bentham, Mill) 2. Regelutilitarismus (Frankena), 3. Präferenzutilitarismus (Hare, Singer).
Vorteil 3 – Tiere als Teil der ethischen Gemeinschaft
Aufgrund des zentralen Beurteilungskriteriums der utilitaristischen Gewinn-Verlust-Rechnung können alle leidensfähigen Lebewesen in dieser Moraltheorie ( hedonistisches Prinzip) erfasst werden. (Tierethik) Durch die Leidensfähigkeit sind sie Teil der ethischen Gemeinschaft und müssen beachtet werden.
Jeremy Bentham - hedonistisches Kalkül
Idee von der objektiven und ratio-nalen Ermittelbarkeit des ethisch Wünschenswerten durch eine mo-ralischen Gewinn-Verlust-Rechnung. Durch kriterienorientierte Bewertung (Dauer, Intensität, Gewissheit, Nähe, Betroffenheit, Folgenträchtigkeit und Reinheit) von Freude und Leid der direkt und mittelbar durch eine Handlung Betroffenen sowie der Ermittlung der Summe ist nach Bentham das moralisch Richtige ermittelbar. (heutige Anwendung im Rahmen von Positiv-/Negativlisten in der Kon-fliktberatung, Bestimmung von Grenznutzen von Produkten, Steuern bzw. Subventionen in Wirtschaft und Politik).
Utilitätsprinzip
(“greatest happiness fort he greatest number” / Bentham) Der Maßstab für die Beurteilung der Folgen ist ihr Nutzen für den Einzelnen und die Gemeinschaft. Gut ist, was der größten Zahl nützlich ist.
Vorteil 4 - Flexibilität 
Der Utilitarismus erlaubt eine flexible Anpassung an verschiedene Situationen und Bedingungen. Da der Nutzen für die größtmögliche Anzahl von Menschen im Vordergrund steht, können Entscheidungen im Einklang mit dem Wohl der Gesellschaft getroffen werden, ohne an starren Regeln oder Prinzipien festzuhalten. Allerdings  kann dies auch als Einwand geltend gemacht werden, da Regeln schlecht begründet werden können.
Regelutilitarismus
Moderne Grundform des Utilitarismus, der den ethischen Wert einer Handlungsweise dann als gegeben ansieht, wenn die möglichen Folgen einer angenommenen Verallgemeinerung der Handlungsweise als Regel nützlich für die größte Zahl der Betroffenen sind. Im eigentlichen Sinne stellt diese Form des Utilitarismus eine deontologische Ethik dar
Sozialprinzip
(Nutzensumme, Nutzendurschnitt) Die Bilanzsumme an Glück oder Leid aller von einer Handlung Betroffenen ist entscheidend für die ethische Vertretbarkeit der Handlung. Vorteil: Konzept der Nutzensumme ist weltweit gesehen höchst altruistisch und begründet den aus utilitaristischer Sicht energisch zu unternehmenden Kampf gegen Hunger, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Unterdrücken in weiten Teilen der Welt.
Vorteil 7 – logische Ableitung der Handlungstheorie
Logische Ableitung der ethischen Handlungstheorie aus der Ausgangsprämisse. Die Prüfung der Handlungsfolgen auf deren Nutzen führt logisch zur Frage nach den Beurteilungskriterien für diese Einschätzung sowie nach dem Verhältnis zwischen Nutznießer und ggf. Leidtragenden der Handlung.
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